Die Schneekönigin
von Hans Christian AndersenInterpretation
des Kapitels: der Blumengarten bei der Frau die zaubern konnte;
Worin besteht die Kraft Gerdas?Das magische Denken:Beim Lesen und Erzählen kann man sich mit Gerda identifizieren, ihre kindliche und magische Art zu denken ist sehr erfrischend und einnehmend. So fragt sie den Sonnenstrahl, die Schwalbe, den Fluß und später auch den Rosenstock über den Verbleib von Kay. Und sie bekommt Antwort. Gerda lebt in einer ganz eigenen Welt, eine Welt in der alles spricht, eine Welt in der Menschen nur ein Teil des großen Kosmos sind. Eine Welt also von der die meisten erwachsenen und vernünftigen Menschen ausgeschlossen sind. Denn sie alle glauben Kay sei tot.
Persönlich: Das magische Denken ist dem erwachsenen Menschen verlorengegangen, wie kann man sich das magische Denken erhalten?
Das hohe Ideal der Freundschaft:Der tiefe Schmerz den Gerda über den Verlust Kays, zeigt den hohen Wert der Freundschaft. Kay ist wie ein Bruder, ein zweites Ich. Wie sie erfährt, dass er vielleicht noch lebt, ist ihre Liebe zu ihm so stark, dass diese ihr die Kraft schenkt, sich ganz allein auf die Suche nach ihm zu machen.
Persönlich: Wieviel ist man persönlich bereit, für eine Freundschaft zu geben?
Hingabe und Opferbereitschaft:Gerda gibt das Beste was sie hat, die roten Stiefel dem Fluss, Anschließend muss sie mit bloßen Füßen in der Welt fortkommen. Der Fluss nimmt Gerda auf und trägt sie fort. Es ist der Lebensfluss dem sie sich überlässt.
Persönlich: Was ist das wertvollste, im materiellen Sinne, was man zu geben hat?
Das kindliche Vertrauen:Nachdem Gerda im Boot sitzt und fortgetragen wird, findet sie ihre Zuversicht wieder: "vielleicht bringt mich der Fluss zu Kay?"
Persönlich: Wann hat man sich zum letzten Mal dem Lebensfluss anvertraut?
Das unschuldige, liebenswerte Kind verzaubert:Menschen, Tiere und Pflanzen, sie alle lieben Gerda. Die Sperlinge, die es auf ihrem Weg flussßabwärts begleiten trösten es mit aufmunterndem Zwitschern. Die Rosen werden von Gerdas Tränen erlöst. Gerdas Tränen stellen eine Art Essenz oder Zaubertrank dar. Die alte einsame Frau im Blumengarten, eine Zauberin, möchte das Mädchen ganz für sich behalten. "nach so einem lieben kleinen Mädchen habe ich mich schon lange gesehnt".
Persönlich: Wann hat man die Erfahrung gemacht, Liebe entgegenzubringen, bzw. entgegengebracht zu bekommen ohne Gegenleistung? Übt das einen Zauber aus? Oder ist man wie die Zauberin im Blumengarten, einsam und versucht die Liebe und Zuwendung des Mädchens an sich zu binden?.
Der Garten der Zauberin
Hier wachsen alle nur denkbaren Blumen zu jeder Jahreszeit in prächtigster Blüte:Hier ist die Zeit stehengeblieben, es gibt rund um das Jahr nur eine Jahreszeit, so gibt es auch kein Zeitgefühl. Es fehlt die Schönste der Blumen, die Rose, die Gerda an Kay erinnern würde. Es ist eine Art Garten des Vergessens. Und es gehen Gerda jegliche Erinnerung an früher verloren, es vergisst den Grund ihrer Reise.
Persönlich: Wann hat man zum letzten Mal die Erfahrung gemacht, dass die Zeit stehen bleibt. Ist man fähig zu vergessen? Wie lange?
Gerda wird in den Zauber des Blumengartens eingeweiht:Gerdawird durch die Blumen verzaubert, durch ihre Schönheit, ihren Duft und den Geschmack der Früchte. Und die Zauberin stellt sich als Naturkundige, Wissende und Erzählende heraus, denn sie kennt zu jeder Blume eine Geschichte, über ihren Namen, ihre Erscheinung und Farbe, uvm.
Persönlich: Lassen sie sich von den Geschichten der Blumen verzaubern?
Hier sind Geschichten von Frauen über eine ihnen liebgewonnene Blume:
Seidenmohnblume: liebe Gerda, mir kannst Du beim Wachsen zuschauen, denn ganz langsam öffne ich meine Blüten, die ganz zart, dünn und kraftvoll in der Farbe sind. Nach wenigen Minuten habe ich mich schon wieder verändert und es ist ein Fest mir zuzuschauen, denn achte darauf, ich blühe nur ein bis zwei Tage, dann ist der Zauber auch schon wieder vorbei....
Glockenblume: In diesem Jahr fielen mir besonders die Glockenblumen auf. Große und kräftige, kleine und zarte. Aber immer blau. Sie grüßten mich überall. Bei Sonnenschein und bei Regen. An meiner Hausmauer sogar bis zum 18. Dezember, bevor sie Väterchen Frost holte. Was haben sie mir wohl geläutet? Ihr Klang war nicht zu hören und dennoch berührte ihre Schwingung mein Herz und meine Seele. Sie schickten Himmelsgrüße. Es war das Jahr meiner göttlichen Erfahrungen. Ob auf der Autobahn im Gebet oder in einer herzlichen Umarmung. Ich durfte meinem göttlichen Funken begegnen. Er war so schön und breitete sich immer weiter aus, bis er mich ganz erfasste. Vielleicht läute ich jetzt auch. So ganz unerhört und dennoch berührend ... ???
Das Leben hat eine helle und eine dunkle Seite und selbst im Zaubergarten ist die dunkle Seite auf Dauer nicht zu verbergen.Die Zauberin versucht nur das Schöne und Prächtige zu zeigen. Die Rosen, die die Erinnerung an die schmerzlichen Erfahrungen wecken würden, werden unter die Erde verwunschen. Mit all der Pracht im Garten, und deren Verzauberung, merkt das Mädchen dennoch, dass eine Blume fehlt. Ihre Intuition, man könnte auch sagen ihr Instinkt lässt sich nicht täuschen. "Es fehlt etwas".
Persönlich: Der äußere Glanz kann nicht über einen tiefen Mangel hinwegtäuschen. Wann hat man zuletzt gemerkt dass etwas Wesentliches fehlt, ohne genau zu wissen was fehlt.
Der Zauberhut ist rund wie die Erde, und bildet alle Pflanzen ab:Mit der Intuition "es fehlt etwas", kommt auch schon die Erkenntnis. Die Rose ist auf dem Zauberhut abgebildet. Das Mädchen macht sich innerhalb des Gartens auf die Suche nach der Rose.
Persönlich: Weiß man was einem fehlt, kann man danach suchen.
Die Entzauberung:Abschließende, das gesamte Märchen umfassende Gedanke:Gerda kann um den Verlust der Rosen weinen, und mit den Tränen können die verwunschenen Rosen aus der dunklen Erde hervorkommen. Sie sind unversehrt und in voller Blüte. Jetzt ist ihre ihre freiwillige Gefangenschaft abgeschlossen. Die Tür zu dem Garten der Zauberin ist unverschlossen, es lag an ihr den Garten wieder zu verlassen.
Persönlich: Mit der Erinnerung, die erst durch den Mangel, dann der Erkenntnis und letzlich dem Gefühl lebendig wird kann man sich befreien. Und stellt verwundert fest, dass man selbst die Grenzen gezogen hatte.
Das Märchen von der Schneekönigin, ist wie ein hohes Lied an die Treue und Liebe, die nur der Mensch erfährt, der/die sich und diesem Kind in sich treu bleibt. So heißt es am Ende, wie sich Gerda und Kay wiedergefunden haben, und nach Jahren in die alte unveränderte Dachkammer der Großmutter treten; "Da saßen sie beide, erwachsen und doch Kinder, Kinder im Herzen."