Sind Märchen modern?
Volksmärchen an sich sind modern, weshalb, nun weil sie seit vielen Jahrhunderten und noch mehr Generationen erzählt und nicht vergessen werden. Der Beweis liegt also in ihrem Überdauern.Volksmärchen sind vergleichbar mit den alten Mythologien und Geschichten die die Grundlagen der Religionen bilden. Wie die nordische Edda, das alte Nibelungenlied, die griechischen Sagen wie die Odyssee, die alten jüdischen Texte im Talmud, die Lehrgeschichte des Siddhartha Gautama, oder das Buch Moses im alten Testament.
Dass sie nicht verloren gehen, dafür sorgen viele begnadete Erzählerinnen, Schamanen, Priester und Priesterinnen, aber auch Germanisten und Gelehrte, die die Texte immer wieder auf das Neue interpretieren und auslegen.Sie erzählen die Menschheitsgeschichte, von Anfang an, vertiefen die Gefühls- und Seelenkunde, geben dem Leben jedes Einzelnen einen Sinn und Gestalt. Es geht um die geistigen Wurzeln ohne die alle Errungenschaften, Techniken, Informationen und Wissen keinen Boden hätten. Dabei sind Märchen unabhängig von den Religionen, sie wollen nicht bekehren und selbst der moralische Unterton in manch einem Märchen ist nachträglich hinzugefügt worden.
Denn das Märchen steht für sich selbst, es fügt die Bilder wie im Traum zusammen, bewertet nicht, erzählt Seelengeschichten und breitet innere Landschaften aus. Zuhören und Erzählen ist das Gleiche, lassen wir das Märchen wirken, nimmt es uns wie eine Schwester, ein Bruder an die Hand und führt uns heim. So geht es in den Geschwistermärchen, Hänsel und Gretel, Brüderchen und Schwesterchen, Fundevogel oder die sechs Schwäne, aber auch die Märchen, die in einer Hochzeit münden, als König und Königin finden zur inneren Einheit zurück.Nutzen wir also die Vorlage, das Muster des traditionellen Märchens und legen es wie eine Schablone über unser heutiges Leben erhalten wir ein Bild, das auch zukunftsweisend ist. Nehme ich die Geschichte von Hänsel und Gretel, Vater und Mutter sind zu arm um sie zu versorgen. Wir spüren dass das wenige Brot nur ein vorgeschobenes Motiv ist, das Brot ließe sich teilen, wie die Liebe, die durch teilen sogar größer wird. Am Rande des Waldes lassen sich Früchte, Samen und Pilze sammeln, selbst Gräser und Kräuter haben einen Nährwert.
Es geht um ein tieferes Geschehen, ein Verhungern der Seele, es finden sich keine Ideen, keine Visionen für eine Zukunft, keine Lebenskraft, kein Platz für Kinder die das Leben noch vor sich haben.Heutzutage gibt es keinen Mangel an Lebensmittel, im Gegenteil wir haben zuviel davon. Hänsel und Gretel essen Fette und Süßigkeiten, sie sind zu dick, ihre Gesundheit ist durch manipulierte Lebensmittel gefährdet. Der seelische Mangel, liegt an der falschen Nahrung, sie sind zwar satt, aber es droht ihnen Krankheiten. Die Eltern können sie also nicht mehr richtig ernähren. Bei einer Katastrophe wie Tschernobyl, gab es rund um das Kernkraftwerk kein sauberes Wasser und keine reinen Lebensmittel. Oder aber es gibt alles im Überfluss, Essen, Zuwendung, Betreuung, aber Eltern und Kindern fehlt es an dem tiefen Gefühl der Bedeutung und des Wertes für das eigene Leben und das der anderen. Es lohnt sich nicht, die Eltern bringen keine Energie auf sich für irgendetwas anzustrengen. Es gibt keine Zukunft im Sinne von "für was würde es sich lohnen sich anzustrengen."